Die Regulierung von Märkten für Inhalte hat die Aufgabe, das Funktionieren dieser Märkte vor allem im Hinblick auf die fortschreitende Digitalisierung zu verbessern. Das kann aufgrund unterschiedlicher nationaler Rechtsrahmen, der heterogenen Natur der Industriezweige, der großen Interessenvielfalt sowie der ständigen Entwicklung dieser Märkte besonders herausfordernd sein. Rechtswissenschaftliche Forschung in diesem Bereich zielt darauf ab, die dysfunktionalen Auswirkungen des derzeitigen Rechtsrahmens zu analysieren und Alternativen für die geeignete Regulierung von verschiedenen inhaltsbezogenen Märkten anzubieten. Zu diesem Zweck sollen nicht nur das Immaterialgüter- und Wettbewerbsrecht, sondern auch andere Rechtsgebiete in ihren sich wandelnden Zusammenhängen berücksichtigt werden.
Die Digitalisierung prägt zunehmend die Wirtschaft. Geschäfte mit Inhalten sind heute in nahezu allen Sektoren der globalen Wirtschaft verbreitet. Von entscheidender Bedeutung ist die Funktionsfähigkeit der diesbezüglichen Märkte; sie wirkt sich insbesondere auf das gesamtgesellschaftliche Wachstum aus, das weitgehend von der ungehinderten Verbreitung und Verfügbarkeit digitaler Inhalte abhängt. Das vorrangige Ziel rechtlicher Regulierung sollte sein, das Funktionieren dieser Märkte zu verbessern. Allerdings stellt die zunehmend globale Reichweite dieser Märkte dieses Ziel vor die Herausforderung, dass unterschiedliche (territorial verschiedene) Rechte sowie vielfältige Interessen betroffen sind. Die Komplexität rechtlicher Regulierung ergibt sich auch daraus, dass Märkte für Inhalte Industriezweige mit einer sehr heterogenen Natur umfassen, die ihre jeweiligen Besonderheiten aufweisen; Märkte für Bücher, Filme oder Musik unterscheiden sich zum Beispiel von solchen für Software. Auf einigen Märkten spielen bislang unbekannte Akteure, die sogar dominant werden, eine zunehmend wichtige Rolle. Zunächst sind sie Startups – doch in vergleichsweise kurzer Zeit sind einige von ihnen zu Giganten herangewachsen (wie etwa Google, aber auch Plattformen wie Facebook). Dadurch verschiebt sich ganz oder teilweise das Gleichgewicht, das die Gesetzgebung für Märkte für analoge Inhalte erreicht hat, was dafür spricht, bestehende Regeln anzupassen oder sogar völlig neue Regulierungsansätze zu erarbeiten.
Rechtswissenschaftliche Forschung in diesem Bereich muss sich auf das Zusammenspiel mehrerer Rechtsgebiete konzentrieren, einschließlich des Immaterialgüter- und des Wettbewerbsrechts. Allerdings können sich die Regelungsziele in verschiedenen Bereichen voneinander unterscheiden. Deshalb ist es wichtig, die Veränderung ihrer gegenseitigen Beziehungen in sich wandelnden Zusammenhängen zu begreifen, um einen geeigneten Regulierungsrahmen für verschiedene Märkte für digitale Inhalte zu schaffen.
Geoblocking und diesbezügliche Praktiken von Inhalteanbietern bieten gute Beispiele, um solche Zusammenhänge zu untersuchen. Derzeit wird Geoblocking vor allem in Bezug auf urheberrechtlich geschützte, digitale Gegenstände vorgenommen. Schlagwörter wie „Preisdiskriminierung“ oder „Marktsegmentierung“ beschreiben die Blickrichtung einer wettbewerbsrechtlichen Analyse, wohingegen „Territorialität“ oder „Wissensverbreitung“ Forschungsthemen im Bereich des Immaterialgüterrechts sind. Gewiss konzentriert sich eine Kernfrage auch auf die Implikationen für die Grundrechte, einschließlich der Meinungsfreiheit.
Gleichzeitig ist die Frage zu stellen, ob ein generelles Verbot von Geoblocking tatsächlich wünschenswert ist – so wie es die EU-Kommission hinsichtlich des geplanten „Digitalen Binnenmarktes“ beabsichtigt. Besondere Erwägungen könnten darauf hindeuten, dass solche Praktiken erlaubt sein sollten. Darüber hinaus fordern neue internetbasierte Geschäftsmodelle traditionelle Ansätze heraus, die in der Online-Umgebung nicht bestehen könnten. Ein Beispiel ist die Verteilung der Einnahmen zwischen Autoren oder Interpreten, einerseits, und Verwertern, andererseits. Solche Fragen bezüglich der Wertschöpfungskette stellen sich aufgrund der Tatsache, dass digitale Inhalte zunehmend von Medienunternehmen verwertet werden, die neue Wege finden, um die bislang für Autoren und Interpreten sichergestellte Zahlung einer angemessenen Vergütung zu vermeiden. Es versteht sich von selbst, dass diese Entwicklungen den Interessenausgleich zwischen verschiedenen Akteuren stark beeinträchtigen.
Im Umgang mit solchen Situationen besteht das erste Ziel in diesem Forschungsschwerpunkt darin, spezifische Probleme zu identifizieren und dysfunktionale Auswirkungen des derzeitigen Rechtsrahmens auf Märkten für Inhalte zu analysieren. Die Ergebnisse entsprechender Untersuchungen sollten Regeln erkunden, die ein besseres und effektiveres Funktionieren solcher Märkte unter Berücksichtigung aller betroffenen Rechte und Interessen ermöglichen.