Innovation, einschließlich ihrer Entstehung, Verbreitung und ihres Schutzes, ist vielschichtig, kontextabhängig und auch kulturspezifisch. Innovation zeichnet sich auch durch soziale, ethische und damit rechtspolitische Implikationen aus. Tatsächlich kann Innovation positive wie negative Auswirkungen auf die Gesellschaft, soziale Strukturen, die Wirtschaft, Umwelt und ethische Werte haben, die angemessen bewertet und adressiert werden müssen. Hier liegt der Fokus auf dem Zusammenspiel und Austausch zwischen Innovation und Gesellschaft.
Der Begriff „Innovation“ ist vielschichtig. Er umfasst unter anderem Neuerungen bei Produkten, Prozessen, Dienstleistungen und Strukturen, die im marktwirtschaftlichen Umfeld eingeführt, akzeptiert und durchgesetzt werden. In diesem Zusammenhang bezieht sich Innovation nicht nur auf technologische Fortschritte – die meistens nur Teil des umfassenderen Innovationsprozesses sind –, sondern auch auf neue verhaltens- und organisationsbezogene Entwicklungen in der Gesellschaft. Somit beschränkt sich dieser integrative Begriff nicht auf bestimmte Produkte und Prozesse, die üblicherweise als Maßstäbe für die Innovationsbemessung bzw. ‑quantifizierung gelten (wie etwa zum Zweck der Erstellung von Innovationsrankings). Vielmehr umfasst er auch Neuerungen, die in unterschiedlichen Kulturkreisen (wie zum Beispiel bei indigenen und ortansässigen Gemeinschaften) als Innovation betrachtet werden.
Auch die Entstehung, Verbreitung und Durchsetzung von Innovation sind kontextabhängig. Obwohl einzelne persönliche bzw. unternehmerische Leistungen erhebliche Beiträge dazu leisten können, werden sie von gesellschaftsprägenden Faktoren beeinflusst, wie etwa Kultur, Traditionen, Werte und Recht. Das zeigt sich nicht nur in Bezug auf Innovationsprozesse, die auf dauerhafte kollektive Verhaltensweisen basiert sind (z. B. open innovation, user-generated content, landwirtschaftliche Entwicklung), sondern auch in Bezug auf die Innovation, die sich aus den traditionellen industriellen Modellen von Forschung und Entwicklung ergibt.
Innovation wird im Allgemeinen als ein relevanter Beitrag für ökonomisches Wachstum sowie für kulturelle und soziale Entwicklung betrachtet. Die mögliche Steigerung des sozialen und wirtschaftlichen Wohlstands durch Erhöhung der Produktionseffizienz, Verbesserung von Arbeitsmethoden, Erleichterung des täglichen Lebens und Schaffung kulturrelevanter Informationen zählt beispielweise zu ihren wünschenswerten Effekten. Das bedeutet allerdings nicht, dass sich Innovation nur positiv in der Gesellschaft auswirkt. Denn ihre Entstehungsprozesse und Folgerisiken können hohe soziale Kosten verursachen, während ihre soziale Rendite durch eine unzureichende Verbreitung in der Gesellschaft gefährdet werden kann. Bei der Entstehung von Innovation können beispielweise gewisse ethische und (menschen-)rechtliche Grenzen überschritten werden, wie etwa im Fall von Verwendung von menschlichen Embryonen, genetischer Modifizierung von Menschen und Tieren, rechtswidrigem Zugang zu genetischen Ressourcen und traditionellem Wissen und sonstigen Handlungen gegen die öffentliche Ordnung und gute Sitten. Außerdem können Innovationen von äußerst negativen Folgerisiken begleitet sein, wie etwa Umweltgefährdung, Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskrisen etc.. Nicht zu übersehen ist ebenfalls die Tatsache, dass einige innovationsbedürftige Bereiche durch das private Unternehmertum vernachlässigt werden können, was Anlass zu Überlegungen über die staatliche Steuerung von Innovation bieten mag; auch sind die Vorteile aus innovativen Prozessen oft nicht allen (zeitnah) zugänglich.
Vor diesem Hintergrund wächst im zivilgesellschaftlichen und im wissenschaftlichen Umfeld die Aufmerksamkeit für Innovationen, die gewissen gesellschaftlichen Werten entsprechen und somit eine erhöhte soziale Rendite bieten. Erfordert werden unter anderem Innovationen, die neben den ökonomischen ökologische und soziale Entwicklungsziele unterstützen („nachhaltige“ oder „soziale Innovationen“), die den ethischen und moralischen Werten der Gesellschaft nicht entgegenstehen („ethische Innovationen“) und deren unbekannte Auswirkungen Gegenstand eines objektiven Risikomanagement sind, so dass potentiell Geschädigte identifiziert und geschützt werden können.
Im Rahmen der rechtlichen Grundlagenforschung zum Thema Innovation geht es darum, die verschiedenen Rahmenbedingungen zu verstehen, unter welchen Innovation entsteht, sich entwickelt und von der Gesellschaft akzeptiert, ignoriert oder abgelehnt wird. In diesem Zusammenhang sind gesellschaftliche Werte und rechtstaatliche Ziele zu berücksichtigen, um bestimmen zu können, welche Innovationen wünschenswert sind. Die daraus folgenden Erkenntnisse können eine wichtige Forschungsgrundlage für andere Forschungsschwerpunkte bilden, insbesondere in Bezug auf die gebotenen Anreizmechanismen.
Projekte
Dissertation
Immaterialgüter- und Wettbewerbsrecht
An Examination of the Inventive Step Requirement in AI-related Inventions under the European Patent Convention and in the Practice of the European Patent Office
Anna Chiettini
Weiteres Forschungsprojekt
Immaterialgüter- und Wettbewerbsrecht
CRISPR/Cas Technology, Innovation and Regulation
Reto M. Hilty, Pedro Henrique D. Batista, Ezgi Ediboğlu Sakowsky, Tobias Endrich-Laimböck, Elisabeth Hofmeister, Daria Kim, Matthias Lamping, Peter R. Slowinski, Miriam Steinhart
Weiteres Forschungsprojekt
Immaterialgüter- und Wettbewerbsrecht
Grand Challenges
Reto M. Hilty, Carolina Banda, Michał Barycki, Pedro Henrique D. Batista, Francisco Beneke, Ezgi Ediboğlu Sakowsky, Tobias Endrich-Laimböck, Rebeca Ferrero Guillén, Begoña González Otero, Jörg Hoffmann, Elisabeth Hofmeister, Daria Kim, Matthias Lamping, Peter R. Slowinski, Miriam Steinhart, Hanns Ullrich, Laura Valtere
Weiteres Forschungsprojekt
Immaterialgüter- und Wettbewerbsrecht
Interactions Between Artificial Intelligence and Intellectual Property Law
Prof. Dr. Josef Drexl, Prof. Dr. Dr. h.c. Reto M. Hilty, Yiqiong Chen, Artha Dermawan, Dr. Begoña González Otero, Jörg Hoffmann, Dr. Daria Kim, Shraddha Kulhari, Izv. Prof. Dr. Silke von Lewinski, Kateryna Militsyna, Dr. Valentina Moscon, Dr. Heiko Richter, Peter R. Slowinski, Dr. Klaus Wiedemann
Weiteres Forschungsprojekt
Immaterialgüter- und Wettbewerbsrecht
Plant varieties as a vector of technology transfer: critical analysis with an innovation perspective
Dr. Nefissa Chakroun
Dissertation
Immaterialgüter- und Wettbewerbsrecht
The Right to Genetic Resources – Patent Law, Nagoya Protocol and Further Regulatory Options
Pedro Henrique D. Batista