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Stellungnahmen
Immaterialgüter- und Wettbewerbsrecht

Stellungnahme zum Diskussionsentwurf eines Zweiten Gesetzes zur Vereinfachung und Modernisierung des Patentrechts

Desaunettes-Barbero, LucStellungnahme zum Diskussionsentwurf eines Zweiten Gesetzes zur Vereinfachung und Modernisierung des Patentrechts 2020, 16 S. (gemeinsam mit Reto M. Hilty et al.).

Das Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb nimmt hiermit zum Diskussionsentwurf eines Zweiten Gesetzes zur Vereinfachung und Modernisierung des Patentrechts Stellung, der vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz im Januar 2020 vorgelegt wurde. Das Institut begrüßt die Initiative des Ministeriums, empfiehlt im Hinblick auf die Beschränkung des patentrechtlichen Unterlassungsanspruchs und die Stärkung des Schutzes von Geschäftsgeheimnissen in Patentstreitsachen jedoch gewisse Präzisierungen.
Mit Blick auf die Beschränkung des Unterlassungsanspruchs nach Maßgabe des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit wird vorgeschlagen, die Verhältnismäßigkeitsprüfung nicht auf einen Anwendungsfall der Gebote von Treu und Glauben zu reduzieren, sondern im Sinne der ratio legis des Patentrechts zu verstehen; insoweit als Maßnahme zur Verhinderung dysfunktionaler Effekte des Ausschließlichkeitsrecht bzw. des damit verbundenen Unterlassungsanspruchs. Zur Veranschaulichung des Ansatzes wird auf die Fallgruppen der komplexen Produkte, der Patentverwerter und der standardessenziellen Patente Bezug genommen, ohne sie jedoch im Detail durchzuprüfen. Mit Blick auf die im Rahmen der Verhältnismäßigkeitsprüfung vorzunehmende Interessenabwägung wird darauf hingewiesen, dass die Interessen des Patentinhabers gegenüber jenen des Verletzers keinen grundsätzlichen Vorrang genießen. Darüber hinaus sind bei der Abwägung nicht nur die Interessen der Streitparteien, sondern auch jene Dritter, insbesondere das öffentliche Interesse, zu berücksichtigen.
Mit Blick auf den Schutz von Geschäftsgeheimnissen in Patentstreitsachen verweist die Stellungnahme auf Unzulänglichkeiten des Verfahrens in Geschäftsgeheimnisstreitsachen, die durch die angedachte Anwendung der entsprechenden Vorschriften auf das Patentstreitverfahren übertragen werden. Hingewiesen wird auch auf eine mögliche Regelungslücke in Bezug auf das "Düsseldorfer Verfahren", die von Patentinhabern für sog. "fishing expeditions" ausgenutzt werden könnte.

This position paper of the Max Planck Institute for Innovation and Competition provides comments on the amendments proposed by the German Ministry of Justice and Consumer Protection in its discussion draft of January 2020 on the modernization and simplification of the German Patent Act. While the Institute generally welcomes the initiative, the paper offers some suggestions aimed at increasing precision in the areas of first, the concept and the implementation of the proportionality test for granting injunctive relief, and, second, the need for enhanced protection of trade secrets in patent disputes.

With regard to the proportionality assessment, the Institute suggests that, rather than reducing it to an application of the principle of good faith, the concept of proportionality should be interpreted and applied in light of the ratio legis of patent protection with a view to preventing dysfunctional effects potentially resulting from the exercise of the exclusive right and the associated claim to an injunction. Scenarios involving complex products, non-practicing entities and standard-essential patents are used to illustrate the approach. As regards the weighing and balancing of interests when assessing proportionality, the position paper argues that it is neither desirable nor appropriate to prioritize the interests of the patentee over those of the infringer as a matter of principle. In addition, it is not only the interests of parties to the dispute, but also those of third parties, in particular the public interest, that should be taken into account.

With regard to the protection of trade secrets in patent disputes, the position paper refers to certain procedural insufficiencies of the Trade Secrets Act to adequately protect the defendant’s secrecy interests. It also points out a potential loophole in relation to the "Düsseldorf proceedings" that may facilitate "fishing expeditions".

Position Paper on the Envisaged Reform of the German Patent Act

Stellungnahme_2020-03-1final.pdf

Also published at SSRN as Max Planck Institute for Innovation & Competition Discussion Paper No. 16

English version published under the title: Position Paper on the Envisaged Reform of the German Patent Act as Max Planck Institute for Innovation & Competition Research Paper No. 20-05