Der SIPLA-Initiative liegt der Gedanke zugrunde, dass der Immaterialgüterschutz einer Volkswirtschaft nur dann nachhaltigen Nutzen bringen kann, wenn die lokalen Markt- und Wettbewerbsbedingungen beachtet und die spezifischen Bedürfnisse des betreffenden Landes berücksichtigt werden. Freihandelsabkommen, die Länder in Lateinamerika abschließen, tragen dem oft zu wenig Rechnung, zumal dann, wenn Vertragspartner versuchen, die Interessen ihrer eigenen Industrien durchzusetzen.
Im Zuge der Kooperationen soll nun konkret ermittelt werden, welche Anpassungen des jeweiligen Rechtsrahmens tatsächlich zur Förderung von Technologietransfer und zu lokalen Innovationen beitragen können. Dazu gehört auch genügend Flexibilität im digitalen Kontext, etwa in der Form spezifischer Ausnahmevorschriften, die beispielsweise Text- und Datamining im Rahmen von Künstlicher Intelligenz erlauben.
Die Kooperationspartner wollen ihre Ergebnisse in unterschiedlichen Textformaten veröffentlichen, beispielsweise kurze Veröffentlichungen zu aktuellen Themen, Zwischenberichte zu strategischen Themen sowie umfangreichere Sammelbände. Die Forschenden werden sich u.a. in Workshops und Seminaren austauschen und auch Veranstaltungen organisieren, in denen sie die Öffentlichkeit über Ergebnisse informieren.
Entwicklung des Immaterialgüterrechts in Lateinamerika
In einem kürzlich erschienen Sammelband in Gedenken an den brasilianischen Rechtswissenschaftler Denis Borges Barbosa zeichnet das SIPLA-Team im ersten Beitrag des Buches die Entwicklung des Immaterialgüterrechts in Lateinamerika nach und gibt in einem Ausblick Hinweise darauf, welche Möglichkeiten diese Länder nutzen können, um ihre wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. Namentlich die nationalen Gesetzgeber können gezielt Spielräume nutzen, die ihnen das internationale Recht belässt.
Die Forschenden kommen zu dem Schluss, dass die Länder der Region das Potenzial haben, bestehende Herausforderungen nicht nur zu überwinden, sondern in spezifischen Sektoren durch eigene Innovation zur Lösung globaler Probleme beizutragen.
Über SIPLA
Smart IP for Latin America ist eine Forschungsinitiative des Max-Planck-Instituts für Innovation und Wettbewerb. Sie bietet ein neutrales Forum für den akademischen und rechtspolitischen Diskurs über das Immaterialgüter- und Wettbewerbsrecht in Lateinamerika. Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit sollen auf der Basis unparteiischer und evidenzbasierter Grundlagenforschung informiert und beraten werden. Ziel ist es, die Verwirklichung des sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Potenzials Lateinamerikas zu unterstützen.
Smart IP for Latin America wurde 2018 anlässlich einer ersten Konferenz in Santiago de Chile ins Leben gerufen, an der Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Politik, Industrie und Rechtspraxis teilgenommen haben. Ein Büro an der Universität von Buenos Aires – das „Observatorio“ – koordiniert in enger Zusammenarbeit mit dem SIPLA-Team am Institut in München seit 2019 die Forschungsaktivitäten und Veranstaltungen vor Ort. Dem Team steht ein hochkarätig besetztes Beratungsgremium mit wissenschaftlichen Vertretern aus ganz Lateinamerika zur Seite.