Seit 1. Mai 2019 hat die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) mit Uwe Cantner, Professor für Volkswirtschaftslehre/Mikroökonomik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, einen neuen Vorsitzenden. Er übernimmt diese Funktion von Dietmar Harhoff, Direktor am Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb, der die Kommission seit ihrer Gründung im Jahr 2007 geleitet hat und seit März 2019 den Vorsitz der Gründungskommission zum Aufbau der Agentur für Sprunginnovationen führt.
Anlässlich der Übergabe des Vorsitzes ziehen die beiden Wissenschaftler eine Bilanz der bisherigen Kommissionsarbeit. Beide stimmen überein, dass die Expertenkommission mit ihrer Beratungstätigkeit in den vergangenen Jahren einiges erreicht hat. „Viele Empfehlungen der EFI sind heute Realität“, resümieren Dietmar Harhoff und Uwe Cantner.
Dietmar Harhoff verweist auf zentrale Punkte: „Mit dem klaren Bekenntnis zum 3,5-Prozent-Ziel hat die Bundesregierung nicht nur eine Anregung der Expertenkommission übernommen. Sie zeigt damit, dass es ihr mit der weiteren Förderung von Forschung und Innovation in Deutschland ernst ist. Ich persönlich freue mich zudem über die Verbesserungen der Rahmenbedingungen für Wagniskapital und Start-ups. Hier ist die Bundesregierung einer ganzen Reihe von Detailforderungen der EFI gefolgt. Von der Reform der Verlustverrechnung bei Körperschaften über den Ausbau des INVEST-Zuschusses für Wagniskapital bis hin zum Verzicht auf eine Steuerpflicht auf Veräußerungsgewinne bei Streubesitzanteilen an Kapitalgesellschaften hat die Bundesregierung gezeigt, dass sie die von der Expertenkommission immer wieder herausgestellte Bedeutung von Start-ups für das deutsche F&I-System anerkennt.“
„Die EFI hat darüber hinaus noch weitere wichtige Entwicklungen angestoßen“, ergänzt Cantner. „Seit meinem Einstieg in die Kommissionsarbeit im Jahr 2016 sind mit der Schaffung der rechtlichen Voraussetzungen für den Aufbau eines bundeseinheitlichen E-Government sowie der Einführung einer Wissenschaftsschranke im Urheberrecht zwei weitere Empfehlungen der EFI umgesetzt worden. Des Weiteren hat unsere beständige Betonung der Digitalisierung mit ihren Auswirkungen zu einer deutlich stärkeren Ausrichtung der BMBF-Förderung auf digitale Themen geführt. Auch unser Ceterum Censeo für eine Förderung des Wissens- und Erkenntnistransfers aus der Wissenschaft ist mittlerweile auf fruchtbaren Boden gefallen, wie der gerade erst beschlossene Pakt für Forschung und Innovation 2019 zeigt.“
Wie sich die Politik in Sachen Forschung und Innovation bewegen kann, zeigen aktuell auch zwei in Umsetzung befindliche Großprojekte, die von der EFI mit angestoßen wurden − die Einführung einer steuerlichen Forschungsförderung sowie die Einrichtung einer Agentur für Sprunginnovationen. „Die steuerliche Forschungsförderung ist die älteste und mit Abstand am häufigsten vorgetragene Forderung der EFI. Umso mehr freut es mich, dass die Umsetzung nun endlich zu gelingen scheint“, so Dietmar Harhoff. Sehr positiv sehen Harhoff und Cantner auch die Entscheidung der Bundesregierung, eine Agentur für Sprunginnovationen einzurichten: „Mit der Agentur geht die Bundesregierung bei der Innovationsförderung einen neuen, vielversprechenden Weg. Zugleich hat sie mit ihrer Entscheidung gezeigt, dass sie schnell und entschlossen handeln kann.“
Dass der Expertenkommission nach der Umsetzung dieser Vorhaben die Themen ausgehen könnten, glauben Uwe Cantner und Dietmar Harhoff nicht. „Forschung und Innovation sorgen dafür, dass sich Wirtschaft und Gesellschaft weiterentwickeln und dabei immer wieder strukturell verändern. Fortwährend die Bedingungen so anzupassen, dass solche Entwicklungen immer wieder gelingen können, bleibt eine dauerhafte Aufgabe“, so Uwe Cantner. „Diesen Prozess als EFI-Vorsitzender mitzugestalten, ist eine Herausforderung, auf die ich mich sehr freue.“
Mehr unter www.e-fi.de.