Friederike Busch ist mit der Otto-Hahn-Medaille 2012 ausgezeichnet worden. Die ehemalige Stipendiatin am Max-Planck-Institut für Immaterialgüter- und Wettbewerbsrecht (MPI) erhielt die Ehrung der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) für ihre sowohl rechtswissenschaftliche als auch anthropologische Untersuchung des Schutzes von kulturellen Ausdrucksformen in den Staaten Lateinamerikas. Ihre stark interdisziplinär geprägte Dissertation "Protection of Traditional Cultural Expressions in Latin America - A Legal and Anthropological Study" beruht zu großen Teilen auf eigenen Feldforschungen bei Eingeborenenstämmen in Panama und vergleicht diese mit der Situation des Schutzes in Brasilien. Betreut wurde die Arbeit vom Geschäftsführenden Direktor des MPI, Prof. Dr. Josef Drexl, LL.M. (Berkeley).
In seiner Laudatio lobte Drexl: "Seit einigen Jahren wird intensiv über den Schutz der immateriellen Güter indigener Völker diskutiert. Zu diesen Gütern gehören neben dem traditionellen Wissen auch die kulturellen Ausdrucksformen. Die Dissertation greift die weltweit erste Gesetzgebung zum Schutze traditioneller Ausdrucksformen in Panama heraus und untersucht am Beispiel der nur von Frauen hergestellten Stoffstickereien der Kuna-Indianer die politischen, kulturellen und sozio-ökonomischen Implikationen und Auswirkungen dieses Schutzes. Methodisch und theoretisch ist die Dissertation rechtsanthropologisch angelegt und stützt sich ganz entscheidend auf eigene Feldforschungen der Verfasserin vor Ort. Schließlich wird das Schutzsystem Panamas mit dem Recht in Brasilien verglichen, das mit einem ganz anderen Schutzansatz auf die spezifischen Gegebenheiten im Lande reagiert. In einem holistischen Ansatz berücksichtigt die Dissertation die gesamte physische und spirituelle Lebenswirklichkeit der indigenen Völker und zieht hieraus wichtige Schlüsse für die Bewertung und Weiterentwicklung des nationalen und internationalen Schutzes. Der Dissertation hat das Potenzial, die bisherige, fast ausschließlich immaterialgüter- und völkerrechtlich geprägte Diskussion grundlegend zu verändern und durch ihre rechtsanthropologischen Erkenntnisse wesentlich zu bereichern.
"Die MPG vergibt die Otto-Hahn-Medaille seit 1978. Sie zeichnet damit jedes Jahr junge Wissenschaftler für herausragende wissenschaftliche Leistungen aus, die sie in der Regel im Zusammenhang mit ihrer Doktorarbeit erbracht haben - inzwischen über 850 Wissenschaftler. Die Otto-Hahn-Medaille ist mit einem Anerkennungsbetrag von 7500 Euro verbunden und wird während der Hauptversammlung der MPG im folgenden Jahr verliehen.